Es ist still. Obwohl die Kronacher Synagoge an diesem Abend voller Menschen ist, vernimmt man kaum ein Geräusch. Zu hören ist nur eine sehr weiche, ruhige und dennoch raumfüllende Frauenstimme, die aus der Ich-Perspektive Worte und Sätze formuliert, die in ihrer grausamen und auch unausweichlichen Unfassbarkeit eigentlich sprachlos machen. Die Schauspielerin Ulrike Mahr sitzt an einem kleinen Tisch vor der hell fackelnden Menora, dem siebenarmigen Leuchter, einem der wichtigsten religiösen Symbole des Judentums. Sie liest aus dem Buch „Christus von Auschwitz“, in dem die Auschwitz-Überlebende und spätere Erfolgsautorin Zofia Posmysz autobiografisch von drei der vielleicht bewegendsten Tage im Konzentrationslager erzählt.