Erst am Mittwoch hatte US-Präsident Joe Biden ein sofortiges neues Militärpaket in Höhe von einer Milliarde US-Dollar angekündigt. Dabei handelt es sich in erster Linie um Ausrüstung für die Flugabwehr, Artillerie, Raketensysteme und gepanzerte Fahrzeuge aus den Beständen des US-Militärs. Das mögliche Sechs-Milliarden-Dollar-Paket soll sich in diesem zentralen Punkt "Politico" zufolge von dem bereits angekündigten Paket unterscheiden.
Unter Berufung auf zwei US-Regierungsvertreter schrieb das Portal, dass im Rahmen eines US-Finanzierungsprogramms Verträge an amerikanische Verteidigungsunternehmen zum Bau neuer Ausrüstung für die Ukraine vergeben werden sollen. Das würde bedeuten, dass die bestellte Ausrüstung wahrscheinlich erst in einigen Jahren in der Ukraine ankommen wird. Das Pentagon bestätigte den Bericht auf Nachfrage des Portals nicht.
Selenskyj fordert mehr Flugabwehr vom US-Typ Patriot
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat zur Abwehr des russischen Aggressors auf die Lieferung von Raketen mit größerer Reichweite und Flugabwehrsystemen gepocht. "Kein Teil des besetzten Gebietes der Ukraine sollte für den Besatzer sicher bleiben", sagte der per Videokonferenz zugeschaltete Selenskyj zum Auftakt des virtuellen Treffens der US-geführten Kontaktgruppe zur Unterstützung der Ukraine. Selenskyj forderte die Lieferung weiterer Flugabwehrraketensysteme vom US-Typ Patriot und der zugehörigen Raketen. Mit den Patriots ließe sich die Lage auf dem Schlachtfeld für die Ukraine zum Besseren verändern, sagte er.
Deutschland hatte zuletzt angekündigt, ein weiteres Patriot-Flugabwehrsystem zu liefern. Vor wenigen Tagen war außerdem bekannt geworden, dass die Ukraine von den USA weitreichende ATACMS-Raketen erhalten hat. Die Präzisionswaffen waren von der US-Regierung im Stillen genehmigt worden. Das Pentagon machte allerdings keine konkreten Angaben dazu, ob es sich bei den gelieferten ATACMS-Raketen um Modelle mit einer Reichweite von rund 300 Kilometern oder solche mit geringerer Reichweite handele. Medien berichteten, es handele sich bei um solche mit der größeren Reichweite. ATACM-Raketen mit geringerer Reichweite hatten die USA bereits im vergangenen Jahr geschickt.
Rüffel aus London für Scholz wegen Taurus
Der frühere britische Verteidigungsminister Ben Wallace forderte derweil eine Lieferung von deutschen Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. Bundeskanzler Olaf Scholz müsse sich entscheiden, ob er wolle, dass die Ukraine den Krieg gewinne oder nicht, sagte Wallace im Gespräch mit der dpa mit Blick auf das erneute Nein des SPD-Politikers zu einer Taurus-Lieferung.
Der beste Ansatz wäre, wenn Scholz Bedingungen nennen würde, die eine Taurus-Lieferung rechtfertigen könnten, sagte Wallace, wie etwa russische Angriffe auf zivile Orte. "Besser als zu sagen, "nein, ich werde sie nicht liefern", ist zu sagen, "wir beobachten die Lage ständig und wenn Russland weitermacht, werden wir es prüfen"", sagte Wallace.
Luftabwehrsysteme: Athen will weder S-300 noch Patriot liefern
Griechenland wird laut seinem Regierungschef keine Luftabwehrsysteme an die Ukraine liefern. "Griechenland wird weder S-300 noch Patriot in die Ukraine schicken", sagte Kyriakos Mitsotakis in einem Interview mit dem griechischen TV-Sender Skai. Sein Land habe der Ukraine bereits mit Verteidigungsmaterial anderer Art unter die Arme gegriffen. Athen könne keine Waffensysteme liefern, die für das Land selbst von entscheidender Bedeutung seien.
In internationalen Medien waren zuletzt Berichte erschienen, wonach große EU-Staaten Griechenland unter Druck gesetzt hätten, Luftabwehrsysteme an die Ukraine zu liefern. Mitsotakis bestätigte, dass es Anfragen gegeben habe.
Medien: Spanien will Ukraine Patriot-Raketen liefern
Spanien will einem Medienbericht zufolge einige seiner Patriot-Luftabwehrraketen der Ukraine zur Abwehr der verheerenden russischen Luftangriffe liefern. Die Lieferung der Abschussrampen selbst sowie Radar- und Kontrolleinheiten des mobilen Systems seien jedoch nicht vorgesehen, schrieb die spanische Zeitung "El País" weiter unter Berufung auf Regierungskreise in Madrid. Das Land würde damit Bitten der Ukraine und unter anderem auch Deutschlands zumindest teilweise nachkommen.
Es gehe um eine "kleinere Anzahl" der Raketen zu einem Stückpreis von mehr als einer Million Euro, schrieb "El País". Spanien verfügt über insgesamt drei Patriot-Systeme, von denen eins seit 2015 im Rahmen eines Nato-Einsatzes in der Türkei gegen mögliche Raketenangriffe aus Syrien stationiert ist. Das Verteidigungsministerium in Madrid reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage.
Jahrestag: Selenskyj warnt vor neuer Tschernobyl-Katastrophe
Am Jahrestag des Unfalls im Atomkraftwerk Tschernobyl hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor einer Wiederholung der Katastrophe gewarnt. "Bereits 785 Tage befindet sich das größte Atomkraftwerk Europas bei Saporischschja in den Händen der russischen Terroristen", erinnerte der Staatschef am Freitag bei Telegram. Er ermahnte die Weltgemeinschaft, Druck auf Russland auszuüben, damit das Kraftwerk wieder unter ukrainische Kontrolle komme. "Und dass alle atomaren Objekte in der Ukraine sicher vor russischen Angriffen sind", schrieb Selenskyj. Allein das würde die Welt vor einer neuen atomaren Katastrophe bewahren.
Am 26. April 1986 explodierte der Reaktor vier des damals sowjetischen Atomkraftwerks Tschernobyl in der Nordukraine. Das Unglück gilt als die größte Atomkatastrophe der zivilen Nutzung der Kernkraft.
Russland übergibt Soldatenleichen an die Ukraine
Die Ukraine hat von Russland die Leichen von 140 getöteten Soldaten zurückerhalten. Die Soldaten hätten in den Gebieten Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson gekämpft, teilte der für Kriegsgefangenenbelange zuständige Koordinationsstab bei Telegram mit.
Fünf Leichen seien vom Abschnitt Sumy in der Nordukraine. In diesem Bereich hat Russland keine ukrainischen Gebiete unter seiner Kontrolle. Jedoch hatten Anfang März Einheiten aus angeblich russischen Freiwilligen vom Gebiet Sumy aus Vorstöße auf russisches Gebiet unternommen. Nach der Feststellung der Identität der Toten werden diese an die Angehörigen übergeben. Der Koordinationsstab dankte dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz gesondert für die Vermittlung der Rückgabe.